Funkenturm

Mit der folgender Schaltung gelang es dem Starkstromelektriker Goldschmidt, die für den Sendebetrieb benötigte hohe Frequenz zu erzeugen. Die drahtlose Telegrafie erfuhr Mitte des 19. Jahrhunderts eine rasante Entwicklung durch die Erkenntnisse und Erfindungen des Mathematikers Gauss (D), der Physiker Hertz (D), Branley (F), Braun (D), Maxwell (GB), Poulsen (DK), der Funktechniker Marconi (I), Morse (USA), Popow (RUS) und der Ingenieure Graf v. Arco (D) und Prof. Dr. Ing. Rudolf Goldschmidt (D). Kernstück der Anlage waren die Maschinensender (erst zwei, später vier), mit denen die die Anfangsfrequenz vervielfacht und die für den Langwellenbetrieb erforderlichen Schwingungen erzeugt werden konnten. (Antennenleistung 400 KW, Wellenlängen 14.700 und 9.700 m, Frequenz ca. 20.000). Nach dem Weltkrieg wird der gleichzeitige Sende- und Empfangsbetrieb (Duplexbetrieb) eingeführt. Dafür wird eine Empfangsstation auf dem Hagener Berg errichtet. Sie besitzt zwei fünf Kilometer lange Antennen in 20 bzw. 10 m Höhe im rechten Winkel zu Eilvese, so dass sich die abgehenden und ankommenden Wellen gegenseitig aufheben. Später diente das Empfangsgebäude verschiedenen Nutzern, z. B. dem Landkreis Neustadt a. Rbge. als Altenheim. Der Funkenturm, ein Stahlgittermast, von 250 m Höhe, und der aufgesetzte hölzerne Antennenmast, der das Antennennetz trug, hatten eine Gesamthöhe von 258 m. Für den Hauptmast wurden 40 Tonnen Stahl verbaut. Die Firma „Hochfrequenz-Maschinen AG für Drahtlose Telegraphie (HOMAG)” errichtete den Maschinensender im Weißen Moor bei Eilvese. Bereits 1913 funkte die Radiogroßstation Eilvese die ersten Telegramme an die Gegenstation Tuckerton in Amerika. Anlässlich der Einweihung der Station telegrafiert Kaiser Wilhelm II. dem amerikanischen Präsidenten: An Präsident Woodrow Wilson Washington Während meines Besuches der Station Eilvese erhielt ich Ihre freundliche Botschaft. Ich danke Ihnen für Ihre Grüße und erwidere Ihre Glückwünsche zur Eröffnung der drahtlosen Verbindung zwischen Deutschland und Amerika. Auch ich betrachte sie als ein weiteres Bindeglied, das unsere beiden Länder zu gegenseitiger Freundschaft und engerem Verkehr zusammenschließen wird. Wilhelm J. R. [Imperator Rex = Kaiser König] Offizielle Einweihung des Funkenturms durch Kaiser Wilhelm II. am 19. Juni 1914: „In nicht zu schneller Fahrt ging es unter nicht enden wollenden Hochrufen der Großen und Kleinen durch die festlich geschmückten Dörfer unseres Kreises und die mit Fahnen, Laubgewinden, Blumen und Kränzen grüßende Kreisstadt [Neustadt a. Rbg.] zum „Telefunkenturm”, wo das Kaiserliche Automobil um 3.30 Uhr [nachmittags] eintraf.” So schrieb die Leine-Zeitung. Die rasante Entwicklung in der Nachrichtentechnik (Röhrensender) machte die Radiogroßstationen unwirtschaftlich und damit entbehrlich. 1929 wurde die Anlage durch die Reichspostverwaltung stillgelegt. Der Abriss erfolgte am 7. August 1931 durch Abbrennen der 4 Masthalteseile. Der ehemalige Standort befindet sich am Ende des Weges „Zum Funkenturm”. Die Antennenanlage bestand aus zwei Antennen (Schirm- und Ringantenne für die beiden Wellenbereiche), die von 6 später 4 kleinen Rendahlmasten (zunächst ausHolz, später aus Stahl) mit einer Höhe von 122 m getragen wurde. Diese Masten bildeten um den Hauptmast herum einen Durchmesser von 920 m.
Quelle: Dorfchronik Eilvese e.V
Gedenksteine in der Nähe des ehemaligen Betriebsgebäudes

Der langgehegte Wunsch der Menschen, jederzeit und unbegrenzt

Nachrichten senden und empfangen zu können, ging 1913 in

Eilvese in Erfüllung. Technische Voraussetzung hierfür waren

Radiogroßstationen wie hier in Eilvese.

Bürger für Eilvese e.V.